
Marion.
2025.
Eine friedliche Welt, in der die Würde jedes Menschen geachtet und geschützt wird. Eine Welt ohne „Achsen des Bösen“, sondern mit Achsen des Guten, des Friedens, der Gleichberechtigung, der Solidarität und der Gerechtigkeit.
Was wünscht Du Dir für die Vergangenheit?
Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte…
…wünsche ich mir, dass die im Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung von Frauen und Männern von Anfang an konsequent umgesetzt worden wäre – in Politik, Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft. Hätte man frühzeitig für gleiche Bezahlung, verbindliche Quoten in Vorständen, Aufsichtsräten und allen Gremien gesorgt, hätten wir heute eine gerechtere Gesellschaft. Frauen- und Kinderarmut wären kein strukturelles Problem in einem Land wie Deutschland.
Auch im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt wurde viel zu lange gezögert. Die Istanbul-Konvention hätte rasch und ernsthaft umgesetzt werden müssen – sie kam zu spät und bleibt bis heute unvollständig verwirklicht.
Als Feministin bin ich überzeugt: Echte Gleichstellung hätte viele gesellschaftliche Probleme entschärft. Denn Feminismus kämpft nicht nur für Frauen – sondern für eine faire, menschliche Gesellschaft für alle.
Allein in meiner Lebenszeit hätte vieles besser laufen können, nicht nur in Sachen Gleichberechtigung. Ein wichtiges Thema für mich ist die Klimagerechtigkeit, der Klimawandel, die Krisen und Katastrophen, der zu erwartende Kollaps.
Gerade wenn man bedenkt, wie früh eigentlich viele Warnsignale da waren. Der Club of Rome hat 1972 mit „Die Grenzen des Wachstums“ einen bedeutenden Weckruf gesendet, den man heute fast schon als prophetisch bezeichnen kann. Doch vieles wurde ignoriert oder sogar gezielt unterdrückt.
Wenn man sich vorstellt, man könnte die Zeit zurückdrehen, gäbe es in der Tat eine Reihe von Dingen, die Deutschland und die Welt in den 1970er Jahren besser machen hätten können – besonders im Hinblick auf Klimagerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung und die Verteilung von Wohlstand und Macht.
Ein paar zentrale Punkte:
Was hätte besser laufen können?
1. Energiewende früher beginnen
- Bereits nach der Ölkrise 1973 hätte Deutschland konsequent in erneuerbare Energien investieren können: Windkraft, Solar, Energieeffizienz, Speichertechnologie.
- Stattdessen wurde massiv in Kohle und Atomkraft investiert – mit allen bekannten Risiken und Folgen.
2. Den Club of Rome ernst nehmen
- Die Warnungen wurden von Politik und Industrie größtenteils als „pessimistische Utopie“ abgetan.
- Man hätte globale Klima- und Umweltziele definieren und konkrete Maßnahmen ergreifen können – mindestens 20 Jahre früher als es zögerlich der Fall war.
3. Entkoppelung von Wachstum und Ressourcenverbrauch
- Die Wirtschaftspolitik hätte sich auf qualitatives statt quantitatives Wachstum konzentrieren können: Bildung, Gesundheit, Innovation statt BIP-Zuwachs um jeden Preis.
- Stattdessen wurde „Wachstum um jeden Preis“ zum Dogma – auch durch Druck großer Konzerne und neoliberaler Ideologien ab den 80er Jahren.
4. Verbot oder Begrenzung schädlicher Technologien
- Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) – bekannt durch das Ozonloch – wurden viel zu spät verboten (Montreal-Protokoll erst 1987).
- Auch Umweltgifte, Pestizide, Plastikverpackungen hätten früher eingeschränkt werden können.
5. Globale Verantwortung & Nord-Süd-Gerechtigkeit
- Der globale Süden wurde weiter als Rohstofflieferant behandelt, nicht als gleichberechtigter Partner.
- Statt fairen Handel oder Technologietransfer gab es Schuldenpolitik, Ausbeutung und Dumpingpreise.
6. Arten- und Regenwaldschutz institutionalisieren
- Der massive Verlust an Biodiversität – insbesondere in tropischen Regionen – wurde zugunsten von Palmöl, Soja, Rindfleisch und Bergbau billigend in Kauf genommen.
- Internationale Umweltabkommen wie REDD+ (Regenwaldschutz) hätten Jahrzehnte früher entstehen können.
Wer hat damals profitiert?
Es wuchs vor allem der Einfluss multinationaler Konzerne – während ökologische und soziale Belange marginal blieben.
- Konzerne wie Exxon, Shell, Monsanto, Nestlé etc. verfolgten Profitinteressen, selbst wenn sie um Schäden wussten (siehe Exxon-Leaks zum Klimawandel).
- Der Neoliberalismus der 1980er (Thatcher, Reagan, später auch Schröder in Deutschland) verfestigte dieses System: Deregulierung, Privatisierung, Abbau staatlicher Kontrolle.
Was hätte Deutschland konkret tun können?
- Ein früher Umweltminister*innenposten (nicht erst 1986 nach Tschernobyl)
- Klimabildung in Schulen und Medien etablieren
- Investitionen in öffentlichen Nahverkehr statt Autobahnbau
- Förderung von Genossenschaften, alternativen Wirtschaftsformen, solidarischer Ökonomie
- Demokratisierung der Wirtschaft: Mitbestimmung ausweiten, Transparenzgesetze, Begrenzung von Konzernmacht
- Vorreiter*innenrolle in internationalen Umweltverträgen übernehmen – nicht bremsen
Fazit: Vieles, was heute „Krise“ genannt wird, war vor 50 Jahren bereits absehbar. Es war nicht Wissen, das fehlte – sondern der politische Wille, gegen mächtige Interessen zu handeln. Die 70er hätten ein Wendepunkt werden können. Stattdessen wurden sie zur Vorstufe einer Beschleunigung des Systems, das wir heute an seine ökologischen, sozialen und moralischen Grenzen stoßen sehen.
Daraus ergeben sich Wünsche für die Gegenwart und Zukunft.
Was wünscht Du Dir für die Gegenwart?
Mein größter Wunsch für die Gegenwart…
…ist eine Gesellschaft, in der Gleichstellung, Gewaltfreiheit und Respekt keine Forderungen mehr sind, sondern gelebte Realität. Antifeminismus, Rassismus und strukturelle Diskriminierung dürfen keinen Platz mehr haben – weder im öffentlichen Raum noch im Denken.
Es braucht eine klare Haltung – politisch, medial und gesellschaftlich – gegen Ungleichheit und Ausgrenzung. Nur so entsteht ein Miteinander, das alle Menschen in ihrer Würde anerkennt.
Was wünscht Du Dir für die Zukunft?
Mein Wunsch für die Zukunft…
…ist eine friedliche Welt, in der die Würde jedes Menschen nicht nur unantastbar erscheint, sondern geachtet und geschützt wird. Eine Welt ohne „Achsen des Bösen“, sondern mit Achsen des Guten, des Friedens, der Gleichberechtigung, der Solidarität und der Gerechtigkeit – innerhalb von Gesellschaften wie auch zwischen Staaten. Ich bin nicht romantisch, aber ich glaube fest daran: Mit echtem politischem Willen und einem tiefen Bewusstsein für Menschlichkeit ist das erreichbar.

Marion im Juli 2025